Der Erste Weltkrieg 1914-1918
Eine kaputte Welt – zu sehen im Armeemuseum Ingolstadt
Wir, die 8D, haben zum Ende des Schuljahres die Lektüre „Im Westen nichts Neues” von Erich Maria Remarque gelesen. Und da wir auch in Geschichte momentan den 1. Weltkrieg als Thema haben, fanden wir es passend, in das Armeemuseum nach Ingolstadt zu fahren, um uns besser zu informieren. Einzelne von uns geben hier ihre Eindrücke wieder.
Der Nachbau des Schützengrabens war sehr eindrucksvoll, da man sich dadurch die Situation noch besser vorstellen konnte. Vor allem nachdem unser Museumsführer uns von den schlechten Bedingungen in diesen Gräben erzählt hat.
Dazu ein passendes Zitat zum Leben in diesen Unterständen aus dem Roman Im Westen nichts Neues: „Die abgeschnittenen Scheiben legen wir in der Mitte auf dem Boden zusammen. Jeder nimmt seinen Spaten heraus und legt sich schlagbereit hin. Detering, Kropp und Kat halten ihre Taschenlampen bereit.
Nach wenigen Minuten hören wir das erste Schlurfen und Zerren. Es verstärkt sich, nun sind es viele kleine Füße. Da blitzen die Taschenlampen auf, und alles schlägt auf den schwarzen Haufen ein, der auseinanderzischt. Der Erfolg ist gut. Wir schaufeln die Rattenteile über den Grabenrand und legen uns wieder auf die Lauer.
Noch einige Male gelingt uns der Schlag. Dann haben die Tiere etwas gemerkt oder das Blut gerochen. Sie kommen nicht mehr. Trotzdem ist der Brotrest auf dem Boden am nächsten Tage von ihnen weggeholt.
Im benachbarten Abschnitt haben sie zwei große Katzen und einen Hund überfallen, totgebissen und angefressen.“
Auf dem Boden ist eine Karte zu sehen, mit dem Verlauf der Gräben an der Front. Es hat mich überrascht, dass die Gräben nicht nur an der Front verliefen, sondern bis einige Kilometer hinter der Front reichten. Das war nötig, um die Soldaten an der Front sicher versorgen zu können.
Unser Museumsführer, der ehemalige Lehrer und Schulleiter, Franz Hofmeier, hat Geschichten über den 1. Weltkriegs von seinem Großvater aus erster Hand erfahren. Neben seinen imposanten Erklärungen während der eindrucksvollen Führung über den 1. Weltkrieg schrieb der geschichtsbegeisterte Mann auch das von uns verwendete Geschichtsbuch, in welchem wir ebenso über die Entstehung und Grundlagen des 1. Weltkrieg erfahren. Obwohl er wohl nicht mehr einen dritten Weltkrieg erleben wird, hat er Angst, dass sich in der Zukunft diese Katastrophe wiederholt und will uns mithilfe der Darstellungen und Gegenstände aus diesen Kriegszeiten verdeutlichen, wie glücklich wir uns schätzen sollten, so leben zu können, wie wir es im Moment tun.
Im 1. Weltkrieg wurden Handgranaten und Wurfgranaten verwendet, deren Herstellung allerdings erst ein Jahr nach Kriegsbeginn begann. Die Handgranaten sind also eins der vielen grausamen Kinder des 1. Weltkriegs. Sie bestehen aus Metallholkörpern, die mit einer Sprengladung und einem Zeit- oder Aufschlagszünder ausgestattet sind. Die Handgranate wird im Regelfall zur Bekämpfung von Soldaten bis zu einer Distanz von etwa 30–40 Metern verwendet, das heißt, der durch menschliches Wurfvermögen erreichbaren Entfernung. Die Soldaten haben die Handgranaten vor allem benutzt, wenn sie sich bei einem Grabenkampf kaum bewegen konnten, aber sich selbst verteidigen oder angreifen mussten. Die Explosion der Handgranate in einem geschlossenen Raum wie einem Bunker ist für alle sich darin befindenden Personen tödlich.
Ein Helm zum Ausprobieren. Stahlhelme sind im Sommer sehr unvorteilhaft, weil es darunter sehr heiß wird, im Winter musste man hingegen aufpassen, dass der Helm und der Kopf des Soldaten nicht aneinander festfroren. Aber sie schützen wenigstens vor Schüssen aus Gewehren. Er wurde im 1. Weltkrieg das erste Mal von deutschen Soldaten getragen.
Zur Zeit des ersten Weltkrieges war der für die Gummiproduktion benötigte Kautschuk eine teure Rarität. Zudem schnitten die Alliierten die Transportwege über Land und auf See ab und verhindern Lieferungen von Materialien nach Deutschland. Deswegen und da das Geld zu dieser Zeit sowieso schon sehr knapp war, hat man auf den Gummi verzichtet und Metall für die Reifen der Fahrräder und der Lastwagen benutzt.
Ein G7 Torpedo aus dem ersten Weltkrieg. Er war mit einem 21 Zoll Kaliber und 7m Länge der wichtigste Torpedotyp im 1. Weltkrieg. Insgesamt wurden in dem Weltkrieg ca. 200 Torpedos von U-Booten der Typen U 1 – U 200 verschossen. Es war sehr beeindruckend so eine Kriegsmaschine in echt zu sehen.
Das ist der militärische Nachlass von Franz Marc (1880-1916), welchen er nach seinem Tod, 1916, noch bei sich hatte. Ich fand es sehr schockierend, vom Schicksal von Franz Marc zu hören, welcher zwei Jahre im Krieg gekämpft hat und einen Tag vor seiner Entlassung, bei seinem letzten Einsatz gefallen ist.
2016 wurde anlässlich des hundertsten Todesjahrs in der Schülerzeitung Phoenix folgende literarische Schilderung dieses Ereignisses abgedruckt: „Franz Marc war ein herausragender Maler, der sich – für uns heute kaum zu begreifen – im Jahre 1914 freiwillig zum Kriegsdienst meldete. Zwei Jahre später bereute er diese Entscheidung, und als sich ihm die Möglichkeit bot, nach Hause zurückzukehren, nahm er dankend an. An seinem letzten Tag unternahm er mit seinem Pferdewärter einen Erkundungsritt, um einen guten Weg für eine geplante Munitionslieferung seiner Einheit zu finden… … So ritten wir also los, mein Pferdewärter und ich. Endlich, mein letzter Ritt hier an diesem gottverlassenen Ort. Ich werde zurückkehren nach Hause zu meiner Frau und zu meinen Bildern, nach Kochel. Wir ritten weiter, schweigend, ich in stiller Vorfreude auf meine Rückkehr, mein treuer Freund ebenfalls in sich gekehrt. Wer weiß, wer sein nächster Vorgesetzter wird. Wir ritten am Waldrand entlang. Es schien alles ruhig. Dennoch waren wir vorsichtig, die Franzosen waren nicht weit entfernt. Irgendwann hielt mein Pferdewärter an und sah sich um, ich griff automatisch zu meiner Waffe und fragte angespannt, was los sei? Er stieg vom Pferd ab und sah sich erneut um, ‚Ich dachte, ich hätte was gehört. … Hab mich wahrscheinlich geirrt!‘ Er lächelte gezwungen. ‚Ok, wenn du meinst, war wahrscheinlich nur ein Tier!‘, versuchte ich ihn zu beruhigen. ‚Wo reiten wir lang?‘ Er sah sich um und schüttelte den Kopf. ‚Ich weiß es nicht!‘ Er holte die Karte raus. ‚Wir müssen irgendwie hierhin!’ Er zeigt auf eine Stelle auf der Karte. ‚Und wir sind hier!’ Er zeigt auf unsere Position. ‚Und dazwischen liegen der Wald und die Franzosen!’ Wir beginnen zu überlegen, wie wir dorthin kommen. Der klügste Weg ist wohl am Waldrand entlang. Also reiten wir weiter. Wir sind beide extrem nervös und sehen uns andauernd um, sodass wir nach weiteren hundert Metern den Weg schon wieder vergessen haben und erneut zur Karte greifen müssen. Wir stellen uns nochmals neben unsere Pferde und schauen auf die Karte. Wir brauchen gefühlte zehn Minuten, bis wir ermittelt haben, wo wir sind, und weitere zehn, bis wir den Weg wieder gefunden haben. ‚So und jetzt schnell weiter.’ Mein Pferdewärter wird plötzlich ziemlich nervös. ‚Was ist?‘, frage ich ihn, ‚Da ist was!‘, erwidert er, nun sichtlich aufgewühlt. Ich versuche ihn zu beruhigen. ‚Wohl wirklich nur ein Tier.‘ Er nickt unsicher. ‚Hast recht, ich reagiere überzogen!’ Ich atme auf, ein panischer Kamerad ist das Letzte, was ich jetzt brauche. Ich hebe die Hand, um ihm auf die Schulter zu klopfen. Dies sollte das letzte sein, was ich tue. Noch ehe meine Finger seine Schulter berühren, geschieht es. Ich fliege weg. Es passiert wie in Zeitlupe – mich hat wohl eine Granate getroffen. Ich werde nach hinten gerissen, sehe meinen Freund zur Seite liegen. Er ruft nach mir. Ich höre ihn aber nicht mehr. Ich sehe meine Frau. Sie sieht traurig aus. Ich sehe meine Bilder. Sie sind weg? Ich sehe in der Ferne die Franzosen. Ein Zufallstreffer? Haben sie überhaupt gezielt? Ich schlage hart auf die Erde auf. Ich bin weit geflogen. Ich rutsche noch ein paar Meter und bleibe benommen liegen. Mein Kamerad kommt auf mich zu. Er schreit irgendwas. Ich glaube, es ist mein Name. Ich höre nichts. Ich schmecke… Ich schließe die Augen. Dunkelheit. Ein schönes Leben? … Ein Jahr später ließ seine Ehefrau seinen Leichnam nach Kochel am See, ihrem letzten gemeinsamen Wohnort, bringen, um ihn dort beerdigen zu lassen.“